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Zwischen Tradition und Moderne

Die Brandenburgische Schule für Blinde und Sehbehinderte in Königs Wusterhausen und ihre Chancen in einer inklusiven Bildungslandschaft Brandenburgs.

Frühjahr 2013, lebhaftes Treiben und Stimmengewirr sind auf den Gängen der Brandenburgischen Schule für Blinde und Sehbehinderte zu erleben, Schülerinnen und Schüler mit und ohne Förderschwerpunkt "Sehen" lernen seit über zwei Jahren gemeinsam in der gymnasialen Oberstufe dieser Einrichtung, lernen miteinander und voneinander. Dieses Miteinander sorgt für frischen Wind in den traditionsreichen Mauern dieser Einrichtung, vor über 100 Jahren als Blindenheim unter Kaiser Wilhelm II. errichtet, seit über 60 Jahren als Schule für Blinde und Sehbehinderte fortgeführt. Zunächst in der DDR als einzige Einrichtung an der blinde und sehbehinderte Menschen ihr Abitur ablegen konnten, und nun, in der Bildungslandschaft der neuen Bundesrepublik, die einzige staatliche Blinden- und Sehbehinderteneinrichtung die das Abitur für Schülerinnen und Schülern mit dem Förderschwerpunkt "Sehen" anbietet. Die Tradition - jahrzehntelange Erfahrung im Bereich der Sehbehindertenpädagogik wird konfrontiert mit den Anforderungen der Moderne - den Anforderungen und Konsequenzen der Inklusion.

Gelebte Inklusion seit vielen Jahren

Ist das, was gerade an der Brandenburgischen Schule für Blinde und Sehbehinderte praktiziert und gelebt wird, nicht auch bereits gelebte Inklusion?

Das zentrale Anliegen, das gemeinsame Lernen von Schülerinnen und Schülern mit und ohne Förderbedarf in der gymnasialen Oberstufe ist in diesen historischen Gemäuern bereits Alltag, unter dem Dach einer Einrichtung mit dem Stempel Förderschule. Dieser "Makel" hindert Schülerinnen und Schüler ohne Förderschwerpunkt "Sehen" aber nicht daran, diese Einrichtung zu besuchen, gemeinsam mit sehbehinderten Schülerinnen und Schülern den Weg zum Abitur zu gehen. Sie profitieren dabei von der Kooperation mit der Gesamtschule Zeuthen - sicherlich deutschlandweit ein einmaliges Beispiel für die Öffnung einer Förderschule für Schülerinnen und Schüler ohne Förderschwerpunkt. Der Gewinn für beide Seiten ist immens, soziale Kompetenzen werden gefördert, geradezu benötigt im alltäglichen Umgang mit den Sehbehinderten, und was vielleicht noch viel wichtiger ist, der Umgang mit behinderten Menschen wird als etwas Selbstverständliches empfunden - ist das nicht gelebte Inklusion?

Ein weiteres wichtiges Signal dieses Königs Wusterhausener Weges ist die Erkenntnis, dass Inklusion keine Einbahnstraße sein muss, also die Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf werden an allgemeinen Schulen in Regelklassen beschult, sondern es ist auch möglich Regelschüler in entsprechende Klassen, wie zum Beispiel in der gymnasialen Oberstufe, zu integrieren. So interpretiert erscheinen die Inklusionsbestrebungen nicht als bedrohliche Wolken am Horizont der Bildungslandschaft sondern als Chance, auch für Förderschulen.

Vielleicht ist es möglich auf diesem Weg der Inklusion, dem Königs Wusterhausener Weg, Tradition und Inklusion langfristig zusammenzuführen und damit das Beste aus beiden Welten in die Moderne zu überführen - zum Wohle der uns anvertrauten Schülerinnen und Schüler.