Kurzschrift

Die Braille-Schrift, benannt nach ihrem Erfinder Louis Braille, wurde vor 200 Jahren entwickelt und ist seitdem das wichtigste Schriftsystem für blinde und sehbehinderte Menschen. Sie basiert auf einem Sechspunktsystem, das durch unterschiedliche Anordnungen Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen darstellt.

Im Laufe der Zeit wurden verschiedene Kürzungsgrade eingeführt, um das Lesen und Schreiben effizienter zu gestalten:

  1. Basisschrift: Diese Form stellt jeden Buchstaben eins zu eins dar. Sie eignet sich besonders für Anfänger:innen oder für Kontexte, in denen eine exakte Wiedergabe erforderlich ist, wie z. B. in wissenschaftlichen Texten.
  2. Vollschrift: In dieser Variante werden einzelne Zeichen für häufige Buchstabenkombinationen oder Silben verwendet. Dadurch wird die Schrift kompakter und das Lesen schneller.
  3. Kurzschrift: Die höchste Stufe der Kürzung arbeitet mit einer Vielzahl von Abkürzungen, Wortkürzeln und Sonderzeichen. Sie reduziert die Zeichenanzahl erheblich und ermöglicht ein sehr schnelles Lesen und Schreiben. Die Kurzschrift erfordert jedoch mehr Übung, da sie weniger direkt entschlüsselbar ist.

Diese Kürzungsstufen machen die Braille-Schrift sowohl zugänglich für Lernende als auch effizient für erfahrene Nutzer:innen. Am Beispiel rechts lässt sich anhand des Satzes "Die Punktschrift gibt es seit 200 Jahren." erkennen, wie viele Zeichen in den jeweiligen Kürzungsgraden eingespart werden können.

Die Kurzschrift an unserer Schule

Brailleschrift-Bücher sind groß und nicht nur Lehrbücher umfassen mehrere Bände. Ab der vierten Klasse erlernen Braille-Leser in unserer Schule in den darauffolgenden Jahrgängen die Braille-Kurzschrift. In einer wöchentlichen Stunde erfahren diese Kinder, dass bereits einzelne Buchstaben, Lautgruppen und zusätzliche einzelne Punkte zu neuen Wortbedeutungen zusammengesetzt werden.

So können sie in der Regel nach drei Jahren schneller und effektiver lesen und schreiben, was ihnen nicht zuletzt am Computer bei der Nutzung der Braillezeile zugutekommt. Um dies zu erreichen, benötigen unsere Schüler viel Geduld und Köpfchen, da es um ein Vielfaches mehr Kürzungen als Buchstaben gibt. Manche, in der Schwarzschrift wenig bzw. seltener genutzte Buchstaben haben in der Kurzschrift gleich mehrere Bedeutungen, je nachdem, wo sie stehen und mit welchen Punkten sie kombiniert werden. Doch auch hier soll der Spaß am Lernen nicht zu kurz kommen: Da helfen uns Bücher und Zeitschriften aus unserer umfangreichen Schulbücherei.

Ab der siebenten Klasse arbeiten die erfolgreichen Absolventen dieses Lehrganges mit Lehrbüchern in Kurzschrift.